BILLION DOLLAR AUSSICHT
von Chris Pyak

“Was ist das?”

“Gefällt dir die Aussicht? Wenn du dich hierhin stellst, kannst du meine ganze Anlage sehen: Die Solarpanels, die automatisch der Sonne nachgeführt werden, die Mikrowindturbine und – am anderen Ende des Grundstücks – die Vertical Farm und meine kleine Holzhütte. Da schreibe ich die meisten meiner Romane.”

“Ja, das sehe ich. Aber ich verstehe es nicht. Was soll das bringen?”

“Ich nenne es meine “Billion Dollar View”.

“Ich nenne es einen LCD-Bildschirm in einem Fensterrahmen.”

“Ich bin sehr stolz darauf!”

“Warum? Ich meine – ernsthaft: WARUM?!”

“Siehst Du das? Das ist Dreifachglas, ein R-Wert von acht – hervorragende Isolierung! Es ist dreh- und schwenkbar, wie die Fenster in Deutschland. Und das LCD hat eine Auflösung von 24k! Das ist realer als die Wirklichkeit!!!”

“Ja, super. Ich wiederhole: WARUM?”

“Das benutzen all die Milliardäre. Es war Elons wichtigstes Versprechen: Du wirst keinen Unterschied spüren. Deine Vergangenheit auf der Erde oder dein Tunnel auf dem Mars: Fühlt sich exakt gleich an!

“Oookay…. Ich sehe, du bist aufgeregt. Ich freue mich für dich. Es gibt nur drei Dinge, auf die ich hinweisen möchte.”

“Ja?”

“Erstens: Es ist nicht “Absolut real”. Wenn du nah dran stehst, siehst du das Flimmern des Bildschirms. Unnatürlich.”

“Gemein!”

“Zweitens: Du bist KEIN Milliardär!”

“Ich arbeite daran!”

“Nun zu meinem letzten Punkt.”

Mein Gast griff nach dem Griff meines Fake-Fensters. Er drehte den Griff seitwärts und öffnete es weit. Solarpanel, Windkraftanlage, Vertical Farm, Holzhütte: Die Aussicht hinter dem LCD-Display blieb genau die Gleiche.

Ein Windstoß wehte ein Herbstblatt in den Raum.

“Du. bist. nicht. auf. dem. Mars.”

Die Geschichte hinter der Geschichte. 

Ich habe diesen Text als Beitrag für eine Challenge des wunderbaren Solarpunk Magazin geschrieben. Als ich zuletzt nachgesehen habe, hatte das Magazin über 150 Submissions bekommen. Stell’ Dir vor: Aus all diesen Submissions wurden nur vier Geschichten ausgewählt – und meine war eine von denen, die abgelehnt wurden.

Das hat mich traurig gemacht. Wenn Du mich aufmuntern und ermutigen möchtest, weiter zu schreiben: Spende eine Kleinigkeit für mich. Das würde mir viel bedeuten.

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